Das verlorene Reich by James Barclay

Das verlorene Reich by James Barclay

Autor:James Barclay [Barclay, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-15T04:00:00+00:00


21

848. Zyklus Gottes, 9. Tag des Genasab

15. Jahr des wahren Aufstiegs

Die Hornsignale, die in der Morgendämmerung gegeben wurden, waren in dem auf die Zelte prasselnden Regen kaum zu hören. Mitten in der Nacht war hinter ihnen eine Unwetterfront über die Berge gekrochen. Der Wind war zwar rasch wieder eingeschlafen, aber die Wolkendecke war geblieben, und das Lager war vier Stunden lang unablässig durchnässt worden. Überall im Lager wurden jetzt Rufe laut, die die Bürger aus den Betten trieben. Der Regen spielte eine misstönende Musik auf den Tausenden von Helmen, Schilden und Brustharnischen. Roberto war schon aufgestanden, sein Adjutant schnürte gerade die Riemen seiner Rüstung. Sie glänzte im Schein der Laternen, und er nickte zustimmend. Unter dem polierten Metall, das Kopf, Brust, Unterarme und Schienbeine bedeckte, trug er die grüne Kleidung der Konkordanz, die frisch gebügelt und mit dem Siegesgebet bestickt war, das vor zweihundert Jahren bei der Schlacht am Reeth-Pass zum ersten Mal gesprochen worden war. Nach dieser Entscheidungsschlacht war Tundarra an die Konkordanz gefallen, und sie hatte den Del Aglios zum Ruhm verholfen.

Er hob die Arme, damit sein Diener ihm den Gladius und die verzierte Scheide anlegen konnte. Sein schwarzer Mantel mit der grünen Schärpe und dem Wappen der Konkordanz wurde an der rechten Schulter befestigt.

»Danke, Garrelites«, sagte er.

Der junge Hastati neigte den Kopf und schlug die linke Faust an die rechte Schulter.

»Werden wir heute kämpfen, General?«, fragte er.

Roberto lächelte ihn an. »Wie oft hast du mich das schon gefragt? Und was antworte ich dir immer?« Er klopfte Garrelites auf die Schulter und deutete auf seinen Bogen, der in einer schützenden Lederhülle auf einem Gestell bereitstand.

»Dass Ihr, wenn Ihr wetten würdet, draufsetzen würdet, dass wir nicht kämpfen, sondern nur herumstehen und schreien, Herr.«

»Du sagst es«, stimmte Roberto zu. Er nahm den Bogen und verließ das Zelt. »Geh zu deinem Manipel, Garrelites, und achte darauf, dich nicht töten zu lassen. Ich brauche morgens jemanden, der mir den Brustharnisch verschnürt.«

»Auch das sagt Ihr jedes Mal, General.«

Roberto lachte. »Nun geh schon.«

Unter ohrenbetäubendem Lärm machte sich das Heer kampfbereit. Wie eine Welle umspülten ihn die Geräusche im Regen unter den düsteren dunklen Wolken. Roberto hob die Stimme.

»Fünfzehnte Kavallerie, warum seid ihr noch nicht aufgesessen?«, brüllte er. »Wo ist die Marschordnung? Falken und Fäuste, ihr seid heute Morgen nicht bei der Sache. Es ist ein schöner Tag für einen Kampf. Warum ist meine Rüstung die einzige, von der die Regentropfen abperlen? Ist uns gestern Abend etwa die Politur ausgegangen? Das wollen wir doch mal sehen. Bogenschützen, haltet die Bogen noch unter Verschluss. Konkordanz, wir marschieren. Es wird ein geordneter Marsch. Die Tsardonier sollen sich in die Hosen machen, wenn sie uns anrücken sehen!«

Die breiten Straßen im Lager waren mit Blick auf die Marschordnung angelegt, und jedes Zelt stand an der richtigen Stelle, damit die Manipel sich mühelos formieren und einreihen konnten. Rasch füllten sich die Straßen. Speere und Piken ragten wie Stacheln in die Luft. In den Koppeln saß die Kavallerie auf. Die Pferde spürten die Ängste und Anspannung der Kämpfer; sie stampften und schnaubten.



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